Die LVR-Kulturkonferenz findet Ende Juni mit Vorträgen, kurzen Präsentationen, Gesprächen und Workshops als digitales Format. Welche Chancen und Möglichkeiten hat die Inklusion im Kulturbetrieb? Ein Gespräch mit der Moderatorin Ninia LaGrande.
kultur.west: Frau LaGrande, Sie moderieren die Kulturkonferenz des LVR, die unter dem Motto »digital & inklusiv« steht. Sollte es nicht schon viel verbreiteter sein, diese beiden Dinge zusammen zu denken?
LAGRANDE: Inklusion sollte – digital und analog – selbstverständlich sein. Corona hat uns gezeigt, dass auch in der Kultur viele digitale Formate möglich sind – und diese, wenn sie barrierearm gestaltet sind, viel zugänglicher sind als es der Kultur sonst möglich war.
kultur.west: Was bedeutet Inklusion und Digitalität im kulturellen Bereich? Sind Gebärdendolmetscher und untertitelte Streams nur ein Aspekt – oder geht das noch viel weiter, etwa in die Bereiche Apps, Augmented- und Virtual Reality?
LAGRANDE: Inklusion im Netz bedeutet nicht nur Gebärdensprachübersetzung und Untertitel, sondern auch barrierefreie Websites und Bildbeschreibungen für Menschen mit Sehbehinderungen, leichte Sprache, barrierearme Grafik, die Schriftgestaltung in Apps und vieles mehr. Für den Handel wird das 2022 zur Vorschrift – gleiches wünsche ich mir für alle anderen Anbieter.
kultur.west: Sie sind kleinwüchsig und engagieren sich für inklusive Themen. Sind diese bei den Verantwortlichen aus den Museen, Bühnen und Konzerthäusern schon ausreichend angekommen? Oder besteht da aus Ihrer Sicht noch Nachholbedarf?
LAGRANDE: Kurz – es besteht so lange noch Nachholbedarf bis Menschen mit Behinderungen auch Teil der Verantwortlichen in Museen, Bühnen und Konzerten sind. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass in den letzten Jahren bei vielen die Erkenntnis angekommen ist, dass Menschen mit Behinderungen genauso ein Recht und Lust auf Kultur haben und der Wille zur Veränderung auf jeden Fall vorhanden ist.
kultur.west: Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Sachen Inklusion? Gibt es ein positives Beispiel aus dem kulturellen Bereich?
LAGRANDE: Eines der positiven Beispiele ist das Sommerblut-Festival in Köln. Ein inklusives Kulturfestival, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, mit einem unfassbar diversen Programm und einer großen Außenwirkung – hier wird Inklusion gelebt. In Zukunft sollten wir den Inklusions-Stempel nicht mehr brauchen, weil dann sowieso alles in der Kulturlandschaft inklusiv sein wird – das ist meine große Utopie.
28. Juni 2021
Zur Person
Ninia LaGrande, geboren 1983, ist Moderatorin, Slam Poetin und Autorin und engagiert sich in den sozialen Medien für inklusive und feministische Themen. Sie produziert Podcasts für die Aktion Mensch und gemeinsam mit der Schauspielerin und Sängerin Denise M’Baye »Die kleine schwarze Chaospraxis«.