Comedy von Kurt Krömer und Hennes Bender, Musik mit Bodo Wartke und International Music, Tanz und Performance von Cocoondance, Cooperativa Maura Morales und Hartmannmueller. Das Sommerprogramm des Ringlokschuppen in Mülheim steht und alles soll wirklich live und vor Publikum stattfinden. Wie geht das? Open Air. Die perfekte Bühne dafür gibt es direkt vor der Tür.
Dort wo früher eine Drehscheibe war, um Lokomotiven an ihren Stellplatz zu manövrieren, steht heute ein großzügiges Amphitheater. Möglich hatte das 1992 die Landesgartenschau in Mülheim gemacht – damals wurde der Ringlokschuppen renoviert. Inzwischen ist er einer der interessantesten Bühnenorte des Ruhrgebiets. Und nun so etwas wie ein Vorreiter in Sachen Corona-konformes Kulturprogramm. Denn das wird nun einfach nach draußen verlegt. Geplant sind Liveveranstaltungen vor jeweils gut 200 Zuschauern – mit tagesaktuellem Test und Maske. Soviel Vorsicht muss dann doch noch sein.
Comedy- und Spoken-Word-Künstler*innen sind mit Open-Air-Auftritten genauso vertraut, wie Musiker*innen. Für die Tanzproduktionen dürfte der Weg raus aus dem sicheren Theaterraum eher Neuland und ein Experiment sein. Im Fall der aktuellen Produktion »No Fun«, die das Performance-Duo Hartmannmueller am 18. Juni zeigen will, könnte sich das als ein Glücksfall erweisen.
Das Stück, das mit Formen des Komischen auf der Bühne spielt und dabei immer wieder direkt das Publikum anspricht, konnte im Stream seine Wirkung kaum entfalten. Es gehört auf die Bühne und das am besten im Freien. Da ist der originäre Ort für all die Anspielungen auf Straßen- und Kasperletheater und das fahrende Commedia dell’Arte-Volk. Das Amphitheaterrund wird der ausufernden Horror-Clown-Show von Performer Thilo Garus hingegen wohl ein echtes Manegen-Gefühl geben. Und nicht zuletzt steckt in seiner Figur eine ordentliche Portion Pennywise aus »Es«, der auch eher auf der Straße auf Opfer lauerte als zwischen Molton-Vorhängen im Theater.
Den Auftakt für das Sommerprogramm bildet vom 2. bis 6. Juni ein Minifestival unter dem Titel »Ark« – englisch für »Arche« wie auch »Bogen« –, das vom britischen Theaterkollektiv Quarantine im Rahmen des gesamteuropäischen Projektes »moving borders« gestaltet wird. Gefördert von der Europäischen Union sind Produktionshäuser in den sieben Städten Athen, Dresden, Mülheim, Porto, Straßburg, Utrecht und Warschau beteiligt. An allen Standorten wird jeweils mit Akteur*innen vor Ort, Künstler*innen wie auch Bürger*innen, über das Zusammenleben in der Stadt reflektiert, werden Brüche und Möglichkeiten eines diversen und bunten urbanen Kontextes gezeigt. Die in diesem Rahmen entstandenen Interviews mit Mülheimer*innen werden in dem Videoprojekt »City Portraits Mülheim an der Ruhr – Gesichter einer Stadt« zusammengefasst und online gezeigt. Als eine besondere Kartographie der Stadt.
»Ark«-Festival: 2. bis 6. Juni
Sommerprogramm ab 10. Juni