65 Prozent – der Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen besteht aus etwas mehr als die Hälfte aus Wasser. Astrida Neimanis beschreibt diesen Zustand als »fluiden Körper« und fragt, wie sich die Wahrnehmung von uns und anderen verändert, wenn wir uns nicht länger als autonom und autark, sondern als flüssig und veränderlich begreifen? Ihr fluides Verständnis von Verkörperung stellt die Dozentin am Department of Gender and Cultural Studies an der University of Sydney mit einer Keynote vor – im Online-Festivalprogramm der VIDEONALE.18.
Das Festival für Video und zeitbasierte Kunstformen sollte eigentlich von einer Ausstellung im Kunstmuseum Bonn begleitet werden. Stattdessen hat man das Programm nun zu einem dreitägigen Online-Format umgebaut. Unter dem Titel »Fluid States. Solid Matter« sollen Themen behandelt werden, die das zukünftige Zusammenleben betreffen – wie der Umgang mit natürlichen Ressourcen und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensformen. Die VIDEONALE.18 richtet sich damit nicht nur an ein Fachpublikum.
Neben Astrida Neimanis ist das Festivalprogramm mit weiteren Akteur*innen und Formaten international besetzt. Der Südafrikaner Russel Hlongwane etwa zeigt seine Performance Lecture »Ifu Elimnyama (The Dark Cloud)«, in der er die Rolle eines Doktoranden spielt, der in nächtlichen Träumen auf einen Zeitreisenden trifft. Joana Page von der University of Cambridge zeigt in ihrer Keynote »Rethinking Agency In The Anthropocene« die Grenzen der menschlichen Handlungsfähigkeit im Bezug auf die Erde auf. Im Anschluss daran hinterfragt eine Gesprächsrunde mit den Künstler*innen Viktor Brim, Michelle-Marie Letelier, Emily Vey Duke und Cooper Battersby sowie Joana Page die anthropozentrische Weltanschauung. Zudem wird ein Film über das transmediale Aktivismus-Projekt »Faster Than Light« von Kentaro Kumanomido und Thomas Anthony Owen Thema, der in Zusammenarbeit mit der Athener LGBTQIA*-Community entstand.
Im Rahmen eines »Home-Museums« werden zudem 31 Videos von Künstler*innen wie Paula Ábalos, Eliane Esther Bots, Ida Kammerloch, Dana Levy oder Gernot Wieland gezeigt. Darunter ist auch der Film »SUGAR« des deutsch-norwegischen Medienkünstlers Bjørn Melhus, in dem ein beseelter, emotionaler Roboter gegen den Narzissmus der Menschheit kämpft.
Aufgrund der unsicheren Planungslage gibt es laufend neue Infos zum Programm auf der Website und den Socialmedia-Accounts der VIDEONALE.18.
3. bis 6. März 2021 (Festival)
4. März bis 18. April 2021 (Ausstellung)