Es hätte alles so schön sein können: 28 Abende in der Zeche Zollern, durchgelacht und applausumtost. Alternativer Karneval vom Feinsten und aus Westfalen, auch wenn die Kolleg*innen der Kölner Stunksitzung immer noch daran zweifeln, dass närrisches Treiben weiter östlich im Bundesland überhaupt möglich ist. Dabei beweist der Dortmunder Geierabend mit seiner Mischung aus Comedy, Kabarett, Musik und kohleschwarzem Ruhrgebietshumor seit 1992 regelmäßig das Gegenteil.
Für dieses Jahr war eine ähnliche Sause wie in den vergangenen Sessionen geplant; das aktuelle Motto lehnt sich diesmal mit »How much is the Pott?« an einen Titel des Kirmestechnophilosophen Scooter an. Für Stimmung wäre also gesorgt gewesen, die unsicheren pandemischen Zeiten machten aber auch dem Ensemble um Steiger Martin Kaysh und Präsident Roman Marczewski einen dicken Strich durch die Rechnung. Aus dem Karneval wird so ein »Keineval«, wie es Kaysh formuliert. An Abendveranstaltungen vor voller Hütte ist derzeit nicht zu denken, stattdessen hoffen die Organisator*innen auf Geierabende im Sommer. Nicht wie üblich auf Zeche, sondern hygienegerecht und im Rahmen des Ruhrhochdeutsch-Festivals im luftigen Schalthaus 101 auf dem Gelände von Phoenix-West.
»Häppchenkomik« als Überbrückungshilfe
Am 7. Januar hat der Geierabend auf der Zeche Zollern mit seinem aktuellen Programm eine Phantom-Premiere gefeiert, mit Abstand und ohne Publikum. Ob Schauspieler*innen, Autor*innen, Bühnenbildner*innen oder Lichtdesigner*innen – das ganze Team hatte auf diesen geplanten Premierentermin hingefiebert und benötigte diesen mentalen Endpunkt nach monatelanger Arbeit. Als Überbrückungshilfe Richtung Sommer gibt es nun »Häppchenkomik«, damit die satirische Grundversorgung wenigstens etwas aufrechterhalten werden kann. Das Geierabend-Team hat 20 kurze Videos mit Highlights aus dem Programm aufgezeichnet, die ab Februar nach und nach zum Stream bereitstehen werden. Alle Filme dauern nicht mehr als eine Minute, zu sehen sind dann die musikalische Liebeserklärung an den Ministerpräsidenten »Armin Laschet tu ich kuscheln« und ein Banküberfall im Zeichen der Corona-Maßnahmen. Desweiteren gibt es Neues von Frau Kowalski – »Ich hab‘ auch Tinnitus. Aber auffe Augen! Ich seh‘ nur Pfeifen!«– und amüsante Einblicke in der Welt der wutbürgernden und pelzbemäntelten »Demochicks«. Die Filme sind online auf den Geierabend-Profilen bei Facebook, Instagram und auf YouTube abrufbar.