Es gibt Menschen, die könnten auch aus dem Telefonbuch von Arnsberg-Oeventrup vorlesen. Christoph Maria Herbst ist so einer. Der gebürtige Wuppertaler bestreitet bei der lit.Ruhr einen Abend mit seinem Kollegen Bjarne Mädel. Unter dem Titel »Von unten betrachtet gibt es nur oben« lesen sie Texte »aus tiefsten Tiefen und höchsten Höhen« – unter anderem von Shakespeare, Barnes und Glavinic.
Der Titel passt diesmal auch zur lit.Ruhr. Das Mutter-Festival, die lit.Cologne, musste im Frühjahr Pandemie-bedingt ausfallen und hatte mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Insofern ist diese lit.Ruhr so etwas wie ein Lebenszeichen. Obwohl die meisten Lesungen nur in der Zeche Zollverein stattfinden können, haben die Veranstalter*innen ein dickes Programmpaket geschnürt. Man startet mit Meret Becker und Thees Uhlmann, die musikalische Zeilen aus Briefen von Nick Cave, Patti Smith und Giuseppe Verdi lesen. Sandra Hüller und Jens Harzer beschäftigen sich mit Ingeborg Bachmann.
Der Philosoph und Stadtschreiber Ruhr 2020, Wolfram Eilenberger, trifft auf seinen Nachfolger Ariel Magnus und spricht mit ihm über das Leben und Schreiben im Ruhrgebiet. Einen Abend später liest Eilenberger aus seinem neuen Buch »Das Feuer der Freiheit«. Chilly Gonzales ist zu Gast, Zsuzsa Bánk stellt ihren Roman »Sterben im Sommer« vor, Fritz Eckenga wirft Rettungsreime ins Publikum und Hilmar Klute trifft mit »Neues aus der Gegend« auf Jörg Thadeusz. Und es geht an die frische Luft – bei Zechenspaziergängen trifft das Publikum auf Anna Basener, Jason Bartsch und David Vormweg, die ihre ganz eigene Vision der Zeche im Jahr 2120 haben.
»lit.RUHR – Vier«: Zeche Zollverein, Essen
6. bis 11. Oktober 2020