Luna, Finn und Leandra. So heißen die Hauptfguren in Anja Fröhlichs Buch »Danke, wir kommen schon klar«. Die drei Geschwister tricksen ihre Eltern aus, verbringen ihre Sommerferien heimlich alleine zuhause. Alles andere als »allein in den Sommerferien« sind dagegen die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die dieses Jahr an den Sommerleseclubs der nordrhein-westfälischen Bibliotheken teilnehmen. Wenn auch,
Corona-bedingt, unter besonderen Auflagen.
Die Öffentliche Bücherei in Beckum öffnet während des Sommerleseclubs ihre Türen für kleine Büchernarren. »Vergangenes Jahr haben wir mit Anja Fröhlichs Buch eine Schnitzeljagd veranstaltet, bei der Sprachrätsel gelöst werden mussten«, sagt Leiterin Carola Paulmichl. »Bücher werden also nicht nur ausgeliehen und gelesen, sondern spielerisch entdeckt.« Auf diese Weise würden auch diejenigen mitgenommen, die sonst eher selten in der Bücherei zu sehen sind.
Lesefreude und Kreativität wecken, sich miteinander austauschen und die Büchereien zu lebendigen Orten der Begegnung machen – das sind die Ziele des Sommerleseclubs. Seit 2005 wird das landesweite Leseförderprojekt vom Kultursekretariat NRW Gütersloh betreut und vom Ministerium für Kultur und Wissenschaf des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Mitmachen können sowohl Einzelne als auch Teams aus bis zu fünf Personen jeden Alters. In Beckum sind die meisten Teilnehmer*innen zwischen zehn und zwölf Jahren alt, »aber es sind auch viele Kinder im Kita-Alter sowie Eltern und Großeltern mit dabei«, sagt Carola Paulmichl. »Da wird dann im Familienteam generationsübergreifend gelesen, gebastelt und geschrieben.«
Für gelesene Bücher oder gehörte Hörbücher gibt es Stempel, die in Logbüchern vermerkt werden. Hier ist zugleich Ideenreichtum gefragt; die Teilnehmerinnen dürfen Bewertungen schreiben, Comics zeichnen, Fortsetzungsgeschichten schreiben oder Fotos vom Lieblings-Leseplatz einkleben. In der webbasierten Logbuch-Variante stehen außerdem virtuelle Bücherregale, eine ebenfalls online verfügbare Hashtag-Wall liefert Buch-Inspirationen. Außerdem können hier lustige Avatare vergeben, Steckbriefe gestaltet oder kurze Rezensionen zu den gelesenen Büchern und gehörten Hörbüchern hinterlassen werden.
Wie das Online-Logbuch genau funktioniert und welche weiteren spannenden Funktionen es enthält, wird Schritt für Schritt in einem neuen Erklärvideo unter www.sommerleseclub.de erläutert. Stempel gibt‘s aber auch für den Besuch einer der Veranstaltungen.: In Beckum gab es zum Beispiel schon Leserallyes mit QR-Codes oder Foto-Challenges vor einem sogenannten Greenscreen. Besonders beliebt bei Jugendlichen sind EscapeRooms, thematisch gestaltete Räume, in denen Rätsel und Codes geknackt werden müssen, erzählt Carola Paulmichl: »Im vergangenen Jahr haben wir einen Raum zum Computerspiel Minecraft gestaltet. Das war eine richtige Zockerhöhle mit Computern, Chipstüten und den passenden Minecraft-Büchern zum Ausleihen.«
Wer am Ende des Sommerleseclubs genügend Stempel gesammelt hat, erhält bei der Abschlussparty eine Urkunde. In manchen Büchereien, so auch in Beckum, werden zudem »Lese-Oskars« vergeben, bei denen etwa das »Beste Teamfoto«, die »Beste Geschichte« oder die »schönste Lesekiste« ausgezeichnet werden. Ob die Lese-Oskars auch dieses Jahr im Rahmen einer Party vergeben werden? Fest steht das derzeit noch nicht. Klar ist jedoch: Trotz Corona nehmen in diesem Jahr 121 Bibliotheken am Sommerleseclub teil – zusammen werden sie rund 30.000 Leserinnen erreichen. Auch in Beckum haben sich Carola Paulmichl und ihr Team schon Aktionen für den Sommerleseclub überlegt, bei denen die Hygiene- und Abstandsregelungen eingehalten werden können. Aktuell planen sie unter anderem eine Leserallye zu aktuellen Kinderbüchern, die mit Hilfe von QR-Codes in den örtlichen Buchhandlungen gesucht werden müssen.
Die Bücherei nutzt dafür Biparcour, eine App der Bildungspartner NRW, in der Klappentexte und Aufgaben rund um die Bücher zu fnden sind. Außerdem wird es einen Schreib- und Malwettbewerb zum Tema »Wie sieht deine Traumbücherei aus?« geben, an dem man von zuhause aus teilnehmen kann. Die Corona-Krise bringe zwar viele Herausforderungen mit sich, sagt Carola Paulmichl. »Aber vielleicht wird diesen Sommer ja gerade deshalb noch mehr gelesen.«
Alle aktuellen Infos rund um das Projekt und zu den teilnehmenden Bibliotheken gibt es hier:
Wie funktioniert das Online-Logbuch des Projekts? Mehr dazu gibt es hier.