Von abgefilmten, klassischen Wasserglaslesungen hält Jörg Albrecht, der Leiter des Center for Literature in Havixbeck, nichts. Das hat er bereits vor einiger Zeit in einem Gespräch mit diesem Magazin bekannt. Insofern kann die Pandemie-bedingte Verlegung des diesjährigen Droste Festivals in den digitalen Raum als weitere Herausforderung zum Experiment verstanden werden. Was diese unfreiwillige Erweiterung ins Virtuelle aus dem eigentlich analog stattfindenden Festival macht, kann man ab Anfang Juni kostenlos auf der Webseite und den Social-Media-Kanälen der Burg Hülshoff verfolgen.
Lecture mit Maren Kames
Unter dem Motto »Believe (in) us« will man sich dann Glaubensfragen widmen: »Glaubst du an die Menschenwürde? Glaubst du an Gött*innen? Glaubst du an Kunst? Glaubst du an Gleichstellung?« An vier Freitagen stellt das Festival je eine dieser Fragen in den Mittelpunkt des Programms. In den Keynote Lectures beschäftigen sich die Lingustin und Rapperin Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray und die österreichische Schriftstellerin Olga Flor mit dem Spannungsfeld zwischen Glauben und Zweifel. Edgar Selge und Jakob Walser lesen gemeinsam aus Björn Bickers Text »Was glaubt ihr denn?«, in dem sich diverse religiöse Gruppierungen austauschen. Die Droste-Lectures bestreiten die Autorinnen Maren Kames und Sivan Ben Yishai. Und das post-inklusive Performance-Kollektiv dorisdean thematisiert in seiner Videoserie »Jesus Cries Superstar« Leiden, Mitgefühl und Vergebung.
12./19./26. Juni 2020