Eine weiße Leinwand, ein Plastikbecher, drei bunte Filzstifte, eine Handybatterie. Mehr braucht es nicht, um »Kinetische Kunst« zu kreieren – künstlerische Arbeiten, die etwa durch Motoren oder Computer in Bewegung versetzt werden. Genau das hatte die Künstlerin Susann Dietrich im vergangenen Oktober gemeinsam mit einer
4. Klasse der Mindener Mosaik Schule gemacht: Bei einem Workshop im Rahmen der Initiative »Kulturstrolche« gestalteten sie aus Handy-Komponenten und Alltagsmaterialien wie Stiften, Löffeln und Bechern kleine vibrierende Objekte. Anschließend ließen die Kinder sie über Leinwände rotieren – und wie von selbst kleine Kunstwerke zeichnen.
Malen, tanzen, filmen, bauen, ausprobieren – und dabei spielerisch die lebendige Vielfalt von Kunst und Kultur entdecken. Das ist das Ziel der »Kulturstrolche«. Das spartenübergreifende Programm wurde vor über zehn Jahren vom Kultursekretariat NRW Gütersloh initiiert. Das Prinzip: Lokale Kultureinrichtungen und die freie Kunstszene bilden gemeinsam mit Grundschulen ein eng verzahntes Netzwerk. Unter der Koordination und Förderung des Kultursekretariats entwickeln sie kreative, praxisnahe Projekte für Schüler der Klassen zwei bis vier – vom Besuch im Tonstudio bis zur digitalen Reise in die Vergangenheit der eigenen Stadt mit Virtual-Reality-Brillen.
Neue Orte entdecken
Durch die Kooperationen setzen sich die Kulturinstitutionen intensiv mit ihren »Besuchern von morgen« auseinander. Die Partnerschulen werden in punkto kulturelle Bildung gestärkt, die teilnehmenden Künstler knüpfen Kontakte und können kreativ arbeiten. Und die Kinder? »Die sammeln jede Menge ästhetische Erfahrungen und werden systematisch mit den kulturellen Angeboten ihrer Umgebung vertraut gemacht«, sagt Petra Brinkmann, Projektleiterin der »Kulturstrolche« in Minden. »Sie erleben neue, spannende Orte, erweitern ihren Horizont und erhalten vielfältige Einblicke, die den schulischen Unterricht ergänzen.« Gerade die persönliche Begegnung mit Kunst und Kultur präge die Kinder positiv – und nachhaltig: »Wer schon früh mit diesen Themen in Berührung kommt, bleibt häufig auch als Erwachsener dabei«, so Brinkmann.
Mittlerweile sind die »Kulturstrolche« in über 40 nordrhein-westfälischen Städten unterwegs. Minden ist seit fast zehn Jahren dabei – mit zehn Grund- und Förderschulen, rund 1700 Grundschülern sowie Partnerinstituten wie dem Kommunalarchiv Minden, der Musikschule Minden oder dem Museum Marta in Herford. Die Bandbreite der Projekte reicht vom coolen Workshop mit dem Rapper Panorama bis zu einem Besuch im Stadttheater Minden, bei dem die Kinder gemeinsam mit ihren Lehrern spannende Orte wie den Orchestergraben oder den Eisernen Vorhang »erstrolchen«. Gerade dieser Blick hinter die Kulissen sorge dafür, »dass die Schüler neugierig werden und mitmachen wollen«, sagt Petra Brinkmann. Für viele Kinder seien die »Kulturstrolche« der erste Kontakt mit Kunst und Kultur überhaupt. »Wir erreichen also auch diejenigen, deren Eltern vielleicht nicht so kulturinteressiert sind.« Durch den spielerischen Ansatz der verschiedenen Projekte verlieren die Kinder ihre Berührungsängste und werden ermutigt wiederzukommen – um dann vielleicht auch ihre Eltern mitzubringen.
Kinder und Erwachsene, die die »Kulturstrolche« näher kennenlernen wollen, sollten einen Blick auf die Website www.kulturstrolche.de werfen. Dort gibt es nicht nur Infos rund um das Projekt, sondern auch ein Online-Game mit den »Kulturstrolche«-Maskottchen, die einen kleinen Einblick in das umfangreiche Programm geben: