»Fred lebt. Fred ist tot.« Diese beiden kurzen Sätze werden mehrmals auf den in vier Quadranten gegliederten Bühnenkasten projiziert. Ein Widerspruch, der keiner mehr ist. In der »Parallelwelt«, die simultan am Schauspiel Dortmund und am Berliner Ensemble gespielt wird, ist die Zeit kein Kontinuum mehr, und Räume verlieren ihre klaren Begrenzungen. Live-Videobilder und ein Glasfaserkabel, das die jeweiligen Filmaufnahmen in Lichtgeschwindigkeit zwischen Berlin und Dortmund hin und her schickt, machen es möglich, dass zwei Ensembles an zwei gut 420 Kilometer Luftlinie entfernten Theatern gemeinsam ein Stück spielen können.
Doch zurück zu Fred, einem ganz normalen Menschen, der an den Begrenzungen seiner Existenz verzweifelt. In Dortmund liegt er, gespielt von Uwe Schmieder, zu Beginn auf einem Krankenbett und stirbt. Sein Todesschrei wird im Video aus Berlin von Stephanie Eidt gedoppelt, die gerade einen Jungen, Fred, auf die Welt bringt. Vom Ende zum Anfang, vom Anfang zum Ende. Aus einer Lebensgeschichte werden zwei, die sich in der Mitte, einer großen Hochzeitszene, treffen. Was sich vorher nur andeutete, dass der junge Fred in Berlin und sein älterer Doppelgänger in Dortmund miteinander verbunden sind, wird Gewissheit. Nun interagieren die beiden Ensembles ganz direkt miteinander und stürzen das Publikum in ein Wechselbad aus Komik und Entsetzen, Lakonie und Hysterie. Aus dem überwältigenden Zusammenspiel von Filmbildern und realem Bühnengeschehen erwächst ein neuer Gedankenraum, in dem man sich wie Fred zugleich finden und verlieren kann.