Die Geschichte von Rudolf-August Oetker steht Pate für die neueste Eins-zu-Eins-Produktion des Künstlerkollektivs RAUM+ZEIT: Darin bewegen sich die Zuschauer*innen jeweils einzeln, angeleitet von Stimmen aus einem Kopfhörer, durch ein Gewebe aus Träumen und Erinnerungen. Wie sollte es auch anders sein, in Bielefeld, an diesem Ort? In der Rudolf-Oetker-Halle ist die Erinnerung an ihren Namensgeber, den im Ersten Weltkrieg gefallenen Vater Rudolf-August Oetkers, schließlich immer präsent.
Los geht es in einem schlichten Holzkasten
Die Reise beginnt in einem schlichten Holzkasten im Foyer. In seinem Innern blickt man auf eine verspiegelte Tür und bekommt die Anweisung, eine Augenbinde anzulegen. Draußen geht es weiter, geführt von einer Begleitperson und auf unsichtbaren Wegen zu einem zweiten Kasten, in dem die Augenbinde wieder abgenommen werden darf. Alles sieht aus wie zuvor – und doch ist nichts mehr, wie es war. In der »szenischen Installation« von Male Günther, Lothar Kittstein und Bernhard Mikeska landen die Besucher*innen in einem Reich jenseits der Spiegel. Dort ist man automatisch ein anderer, vielleicht Oetker selbst? Auf jeden Fall rutscht man in die Rolle eines jungen Mannes und Erbens, der mit großen Erwartungen konfrontiert wird – durch Begegnungen mit der Großmutter (Carmen Priego), dem Ziehvater (Lukas Graser), dem längst verstorbenen Vater (Thomas Wolff) und einem geheimnisvollen Mädchen (Brit Dehler). Es sind geisterhafte Szenen, die von der Last erzählen, die Familie bedeuten kann, und einem zugleich etwas von ihr nehmen. So kehrt man verstört und doch befreit in die Welt vor den Spiegeln zurück.
3., 11., 13., 16., 21. und 22. Februar 2019; Rudolf-Oetker-Halle, https://theater-bielefeld.de