Kattenbug 18-24, dritte Etage. Ein mächtiger Altbau, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Doch die Heizung in den Büros der renommierten Kölner Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) funktioniert an diesem Tag. Vielleicht ist Direktorin Elke Purpus deshalb gut gelaunt – obwohl sie doch eigentlich etliche Gründe hätte, sich zu grämen. Seit vielen Jahren schon kämpft sie mit einem Provisorium, das sich auf fünf Standorte in der Stadt ausgeweitet hat und trotzdem überquillt. Um die 500.000 Bände bewahrt das Institut, und jedes Jahr kommen im Schnitt 8000 bis 9000 hinzu. Doch die Stadt guckt zu, schiebt auf, statt endlich für eine adäquate Bleibe zu sorgen. Aber das ist des Unbills noch nicht genug: Neulich hat Purpus auch noch die Kündigung für die günstig gemieteten Räume am zentrumsnahen Kattenbug bekommen: Nächstes Jahr muss die Bibliothek ihr Hauptquartier räumen.
Der Kölner Rat wollte sparen
Das im selben Haus ansässige »Rheinische Bildarchiv« braucht sich keine Sorgen zu machen. Denn dieses darf ab Ende 2020 umziehen in den noblen Neubau am Kölner Eifelwall, wo es gemeinsam mit dem »Historischen Archiv der Stadt Köln« auf mehr als 20.000 Quadratmetern residieren wird. Ursprünglich sollte das neue Haus höher werden und mit einer vierten Etage auch die Kunst- und Museumsbibliothek beherbergen. Doch der Rat wollte sparen (unseren Hintergrund zum Bau des Kölner Stadtarchivs finden Sie hier) und speckte den Entwurf auf drei Stockwerke ab – die KMB muss nun draußen bleiben. Auch die mittlerweile erfolgreich angelaufene Kooperation mit dem kunsthistorischen Institut der Universität wird vorerst keine Lösung des Raumproblems bringen. An eine gemeinsame Unterkunft für die beiden Kunst-Bibliotheken ist frühestens 2035 zu denken; bis dahin ist die Hochschule mit dringlicheren Bau- und Sanierungsprojekten ausgelastet.
Wohin also mit der KMB? Die Suche einer passenden Immobilie laufe auf Hochtouren, so Purpus. Mehr kann sie nicht sagen und beginnt stattdessen in einem Ordner mit Fotos zu blättern. Da schaut man in die diversen Lager, Magazine, Büros, Räume für Benutzer*innen. Der Kleiderständer im Lesesaal des Museums Ludwig ist vollgehängt, und wer Pause machen will, setzt sich auf die Stufen im Treppenhaus. Garderoben- oder Aufenthaltsräume gibt es hier ebensowenig wie Veranstaltungs-, Ausstellungs-, Medien- oder Gruppenarbeitsräume, erfährt man und schaut dann überrascht auf das Foto einer Flotte leicht ramponierter Einkaufsroller. Ein Kuriosum: Bis vor zwei Jahren hätten die Mitarbeiter mit den Wägelchen den Transport der Bücher zwischen Magazinen und Lesesälen bewältigt, klärt Purpus auf. Allein wegen der Mengen sei das aber inzwischen nicht mehr möglich, deshalb habe man sich für den Umstieg auf einen motorisierten Transfer entschieden.
Hoffen auf einen freien Platz im Lesesaal
Zweimal in der Woche leistet sich die Kunst- und Museumsbibliothek seither die Miete für einen »Kölner Flitzer«. Der logistische Aufwand ist erheblich und bindet allerhand Personal. Auch ginge es den Büchern sicher besser, wenn sie nicht hin und her chauffiert werden müssten. Ganz zu schweigen von den Benutzern: Wer in Köln forschen will, braucht Zeit. Drei Werktage; so lange muss man warten, bis ein geliehenes Buch bereitliegt – und dann hoffen auf einen freien Platz im Lesesaal. Denn die KMB-Räume im Museum Ludwig und im Museum für Angewandte Kunst bieten nur gut 30 Arbeitsplätze. Kaum zu glauben – aber das ist die Situation in einer der europaweit führenden Bibliotheken für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Man muss optimistisch bleiben, so hält man sich bei Laune, auch wenn die Heizung mal ausfällt. Das sagt sich vielleicht auch Purpus und hofft, dass die Kündigung am Kattenbug ihrer KMB doch vielleicht zum Happy End verhelfen könnte. Zurzeit suchen die Direktorin und ihre Crew nach einem Haus, das alle Funktionen des Kölner Spitzeninstituts unter einem Dach beherbergen kann. Das nahe der Innenstadt liegt, gut erreichbar und noch dazu nicht zu teuer ist. Denn am Ende wird der »sparsame« Stadtrat entscheiden müssen und sich dann möglicherweise ärgern, dass die vierte Etage im Neuabau am Eifelwall fehlt.