kultur.west: Frau Firmenich, Sie kommen aus dem Rheinland, haben in Bonn studiert, waren aber in den vergangenen 20 Jahren beruflich in Bad Homburg, in München und Umgebung aktiv. Fühlen Sie sich noch trittfest in der NRW-Kulturlandschaft?
FIRMENICH: Ich bin Rheinländerin und richtig weg war ich eigentlich nie, obwohl ich in Hessen und Bayern gearbeitet habe. Denn aus privaten Gründen habe ich immer in Köln gelebt und, was das Kulturleben angeht, vieles wahrgenommen. Bei uns dreht sich eigentlich – fast – alles um Kultur, auch wegen meines Mannes, der in Köln einen Kunstbuchverlag leitet.
kultur.west: Sie waren seit 1999 für Susanne Klatten tätig, haben für die milliardenschwere Unternehmerin das Bad Homburger Museum Sinclair-Haus geleitet, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst aufgebaut und zwei Kulturstiftungen an den Start gebracht. Vielfältige, spannende, verantwortungsvolle Aufgaben. Was konnte Sie dazu bewegen, diese Position aufzugeben?
FIRMENICH: Es waren wirklich spannende, interessante Jahre, aber ich habe immer Aufbauarbeit geleistet: Im Museum Sinclair-Haus mit Kunstsammlung, die Altana Kulturstiftung und die ebenfalls interdisziplinär ausgerichtete Stiftung Nantesbuch. Jetzt sind die Stiftungen miteinander verschmolzen und das Team von 45 Mitarbeitern auf einem guten Weg. Die Aufbauarbeit ist beendet und für mich Zeit für etwas Neues. Und ich darf Ihnen verraten: Ich freue mich riesig darauf!
kultur.west: Was schätzen Sie besonders an der Kunststiftung NRW?
FIRMENICH: Mich reizt vor allem die enorme Bandbreite der Möglichkeiten, alle Sparten der Kunst und zunehmend auch transdisziplinäre Projekte zu unterstützen.
kultur.west: Wie bewerten Sie die Situation der Kultur in NRW? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
FIRMENICH: Es ist vielen nicht wirklich bewusst, dass wir in NRW die größte Dichte an Kulturstätten und -initiativen in Deutschland und auch international haben. Das ist einzigartig – und zeigt zugleich folgerichtig den extrem hohen Bedarf an Förderung. Mit der Schaffung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft unter der Führung von Isabel Pfeiffer-Poensgen hat die Landesregierung ein Signal für NRW gesetzt. Ergänzend und zugleich wirklich unabhängig kann die Kunststiftung NRW weitere wesentliche fördernde Akzente setzten. Zunächst aber möchte ich mir Zeit nehmen, mit Ruhe in die verschiedenen Felder hineinzuschauen, die Lage zu analysieren und dann – gemeinsam mit dem Stiftungsteam und dem Kuratorium – weitere Entscheidungen treffen.
kultur.west: Sie heben die Unabhängigkeit hervor. Doch war die Kunststiftung NRW gerade wegen ihrer Nähe zur Landespolitik nie ganz unumstritten. Sehen Sie darin ein Problem?
FIRMENICH: Nein, ich freue mich über das gute Verhältnis zum Ministerium. Wichtig ist es mir, zu schauen, welche Schwerpunkte das Ministerium in seiner Förderung hat, und welche wir darüber hinaus bilden können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es mir dabei gelingt, unabhängig zu agieren. Das werde ich nicht aus den Augen verlieren.