Wenig malerisch ist der brutalistische Bau aus den 70ern Jahren an den Hang gebaut. Das Erdgeschoss an der Bergstraße 50 wirkt verweist, auf dem ersten Treppenabsatz steht ein Käfig mit Basketballfeld, die Wände sind mit Graffiti überzogen, ein paar Jugendliche sitzen auf Bänken, an der Wand steht »Haus der Jugend«. Eine weitere Treppe hinauf ist noch ein Eingang: »Loch«, »Jazz«, »Klub«, »Ping«, »Pong« steht auf den Scheiben der Glastüren. Der wenig einladende Name »Loch« hat nichts mit den räumlichen Gegebenheiten zu tun. Seinen Ursprung hat er im Festival »Sommerloch«, aus dem der Club hervorging. Vor zwei Jahren startete das regelmäßige Live-Programm schließlich an einem festen Ort.
Der zeigt heute noch Spuren seiner ursprünglichen Bestimmung. Gleich hinter der Kasse geht es durch eine Tür und dann vorbei an einem Plexiglas-Schild mit der Aufschrift »Fremdsprachige Bücher«, darunter eine Sitzecke im Vintage-Stil und eine Tischtennisplatte, Schläger liegen für jeden bereit. Vor dem Club war in den Räumen die Kinder- und Jugendbücherei der Stadt untergebracht.
Ein 70-köpfiges Kollektiv organisiert das Programm
Das »Loch« mag noch jung sein, aber es wurde schon, nach nur anderthalb Jahren, ausgezeichnet. Der von Kulturstaatsministerin Monika Grütters und der Initative Musik gGmbH bundesweit verliehene Preis »Applaus 2018« für unabhängige Spielstätten ging in gleich zwei Kategorien an den Wuppertaler Club. Neben dem Programm bekam es auch noch die Auszeichnung für Gleichstellung. »Letzteres freut uns natürlich besonders«, erzählt Maik Ollhoff, »vor allem, weil wir uns gar nicht um Gleichstellung bemühen. Das passiert einfach so«. Der 37-Jährige hat auf der HfMT Köln Jazz-Schlagzeug studiert und betreut die Konzertreihe »Klangart« in Tony Craggs Skulpturengarten Waldfrieden. Außerdem ist er Geschäftsführer des »Loch«. Das allerdings nur für die Unterlagen, denn der Club wird von einem rund 70-köpfigen Kollektiv geleitet, das – aufgeteilt in verschiedene Gruppen – Jazz-Konzerte, Kunstausstellungen, Indierock-Reihen und DJ-Programme organisiert.
Herzstück ist eine klassische Blackbox. Ein langer Tresen, eine niedrige Bühne und je nach Veranstaltung Bestuhlung oder Tanzfläche. An diesem Abend sitzt beim Konzert der Band »The Great Harry Hillmann« ein überraschend gemischtes Publikum an kleinen Tischen. Die vier Schweizer spielen mit E-Gitarre, Bassklarinette, E-Bass und Schlagzeug eine sehr eigene Version von Post-Jazz, die sich aus dem Sphärischen aufbäumt wie zu einem krautrockmäßigen Freak-Out, dann plötzlich wieder zurückgeht, gelegentlich klassische Bar-Jazz-Atmosphäre oder Funk-Grooves streift, nur um sie gleich wieder in einem Rockriff untergehen zu lassen.
Vom Club aus geht es durch eine hinter einem Bücherregal versteckte Tür noch in einen Proben- und Studioraum. Die drei Galerieräume stehen derzeit scheinbar leer. Dafür arbeiten Cordula Sauer und Angela Deussen gerade an der nächsten Ausstellung, die am 22. März eröffnet wird. Die beiden Künstlerinnen suchen nach der Kunst im Bestehenden, experimentieren mit den Jalousien vor den Fenstern, den Lampen und den Staubpartikeln, die sie in den Ecken finden. Vorher werden aber am ersten Märzwochenende erstmal der zweijährige Geburtstag gefeiert und alle Räume bespielt – bis hin zu den Toiletten.
Programm jeden Samstag ab 19 Uhr