Pina Bausch ist schuld. Seit ihrer Arbeit mit ihrem legendären Tanztheater hat Wuppertal seinen Ruf als Stadt des zeitgenössischen Tanzes weg, auch wenn dessen Aufrechterhaltung in den letzten Jahren nicht immer einfach war. Der Verein Tanzrauschen e.V. führt die Tradition auf seine Weise fort – als Plattform und Netzwerk für alle Bereiche der internationalen Tanzfilm-Bewegung, für Videos, Performance und Körperkunst.
Tanzende Avatare
Im November soll Wuppertal nach London, Amsterdam und San Francisco zum Zentrum der weltweiten Dance-on-Screen-Szene werden. Dann präsentiert Tanzrauschen, zusammen mit dem IMZ International Music + Media Centre aus Wien, den diesjährigen »dancescreen 2019«-Wettbewerb. Unter dem Motto »we live future now« ist eine große Film-Schau im Rex-Theater und ein dreitägiger »Screen Dance Market« geplant, hinzu kommt ein Rahmenprogramm aus Workshops, Ausstellungen, Konzerten, tanzenden Avataren und einer Menge Partys. Der Club »Loch« wird dabei zur Tanzrauschen Festival Lounge mit Workshops und Diskussionen, Konzerten, DJ-Sets wie dem »abstrakt.club«, einer Bar und Caféteria. Dort ist auch die Installation »Dancing Sampler Interactive« zu sehen, mit ihr kann man testen, wie es ist, mit einem digitalen Gegenüber zu tanzen.
Im Neuen Kunstverein Wuppertal kann man sich zudem mit einer Virtual-Reality-Brille in die Zeit des Bauhaus begeben: »Das Totale Tanz Theater« ist inspiriert von Oskar Schlemmers Bühnenexperimenten und Gropius‘ Idee des Totaltheaters. Die Interactive Media Foundation hat mit dem Choreografen Richard Siegal einen gewaltigen, virtuellen Bühnenraum geschaffen, den die Besucher gemeinsam mit einer »Tanzmaschine« durchlaufen. Das sonst geschlossene Elberfelder Schauspielhaus wird sich während des Festivals als »Screen Dance Market« öffnen und zu einem Ort für Branchen- und Netzwerktreffen, Vorträge, VR- und KI-Präsentationen sowie »Expert Speed Datings«.
Übermütiges Bällebad
Das Filmprogramm wird mit einer Weltpremiere eröffnet – die poetische Road-Documentary »touched« von Jukka Rajala-Granstubb und Marc Wagenbach ist eine persönliche Annäherung an Pina Bausch, ihr Werk und ihren Einfluss auf das Leben der Wuppertaler. In »Kreatur« kehrt die Choreografin Sasha Waltz mit 14 Tänzern zurück zu ihren Wurzeln. »Akram Khan’s Giselle« will das klassische Ballett neu denken, Alexander Ekman in »Play« die Pariser Oper in Erinnerung an die Sorglosigkeit der Kindheit in ein übermütiges Bällebad verwandeln. Das komplette Film- und Veranstaltungsprogramm des Festivals findet sich online.
21. bis 24. November 2019 www.festival.tanzrauschen.institute