Ein einzelner Perlenfischer taucht hinab. Am Grund verschwindet er im Dunkel der Tiefe. Ein durchsichtiger Plastikvorhang reicht Bühnenbildner Bernhard Siegl, diese Illusion zu erzeugen. Der gleiche Vorhang wird zwischen den Akten von Georges Bizets Oper zur Projektionsfläche. Zitate des Briten Leonard Woolfe, der 1908 die gefährliche Arbeit der Taucher beschrieb, sowie Interview-Videos mit Saeeda Khatoon, deren Sohn bei einem Brand in einer Fabrik starb, zeigen, was Regisseur Manuel Schmitt wichtig ist: Der titelgebende Chor. Jene Perlenfischer, die bei den Librettisten Michel Carré und Eugène Cormon nur die exotische Folie bilden, vor der die Dreiecksgeschichte zwischen den Jugendfreunden Nadir und Zurga spielt. Beide waren in Leïla verliebt, setzten ihre Freundschaft aber höher an.
Jahre später treffen sie wieder aufeinander und erneut wird die Liebe zur Zerreißprobe der Freundschaft. Während Schmitts Inszenierung mit der Erzählung des Aufbegehrens der Perlenfischer im ersten Akt noch einem klaren Fokus verfolgt, verliert sie im weiteren den sozialen Hintergrund aus dem Blick. Das Lyrische ist zu stark. Das hat seinen Grund auch in der außerordentlichen musikalischen Qualität. Stefan Cifolelli ist ein idealer Nadir mit geschmeidiger Höhe und französischer Eleganz, Dongmin Lee singt eine jugendlich-leichte Leïla mit traumhafter Koleratursicherheit, Piotr Prochera einen bodenständig kraftvollen Zurga. Nicht zuletzt macht Michael Heine als Nourabad mit überragend souveränem Bass Bizets Frühwerk am Musiktheater im Revier zur musikalischen Perle.
Termine: 4., 19., 27.1., 17.2., 10., 24.3., 27.4.
Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen
www.musiktheater-im-revier.de