TEXT ANDREAS WILINK
„BLACKkKLANSMAN“ beginnt mit der berühmten Einstellung aus „Vom Winde verweht“, in der Vivien Leigh als Scarlett O’Hara über den Platz mit den Verwundeten der geschlagenen Konföderierten-Armee in Atlanta geht, während die Fahne der Südstaaten halb zerfetzt ins Bild drängt. Wir hören dann eine quasi-dokumentarische Hassrede von „jüdischer Weltverschwörung, weißer rassischer Überlegenheit und gottbefohlener Ordnung“. Sehen Alec Baldwin in einer seiner sehr komischen Trump-Parodien. Später wird einer Versammlung des Ku-Klux-Klan, der eine gespenstische Licht-Taufe vornimmt, D.W. Griffith’ Stummfilm „Birth of a Nation“ vorgeführt, der in den USA die Massen erreicht hatte und in dem unter johlendem Beifall gekillt und gelyncht wird. In Parallelmontage berichtet ein greiser Augenzeuge (niemand Anderer als der große Harry Belafonte!) von einem in seiner grauenhaften Entmenschung kaum vorstellbaren Mord an einem Farbigen durch weißen Mob. Das ist das Klima.
Es sind die 70er Jahre, in die Spike Lees rasant montierter, dramaturgisch atemberaubend ausbalancierter Thriller mit Phillysound, „Hair“-Feeling und weiteren Codes schwarzer Kultur wie Pam Grier und „Shaft“ hineingleitet. In Colorado Springs wird ein Afroamerikaner erster Police-Detective (John David Washington, der Sohn von Denzel Washington) und bald Undercover eingesetzt, um in die örtliche Zelle des Klans und an den Boss der Organisation, David Duke (Topher Grace), zu kommen. Während der coole, tänzerisch smarte Ron Stallworth den Kontakt nur telefonisch hält, schleust sich sein weißer jüdischer Kollege Flip Zimmerman (wie immer grandios: Adam Driver) in Stallworth’ Namen in die Gruppe, gewinnt Vertrauen und erfährt von einem geplanten Anschlag.
Es kämpft Weiß gegen Schwarz, aber auch Weiß gegen Weiß und Weiß für Schwarz. Es gibt den rassistischen, hässlichen, dämlichen, vulgären und wie ein entladener Colt agierenden Amerikaner und die Aktivisten, die Ja zu Afrika und zur Revolution und Nein zu Vietnam sagen: . Den Machismo übrigens gibt es auf beiden Seiten, da ist Spike Lee fast schon eine gewitzt scharfe Satire gelungen.
Dass Spike Lees brillante, zornige, militante Botschaft nicht im Gestern verbleibt, zeigt auch die Parole „America first“, die der Klan benutzt. Und die uns bekannt vorkommt. Spike Lee nennt Donald Trump bevorzugt „Agent Orange“. David Duke übrigens spielt immer noch eine Rolle im öffentlichen Raum. An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen!