TEXT STEFANIE STADEL
Dicht an dicht stehen sie beieinander, glänzend schwarz und verschworen. Ein finsteres Empfangskomitee aus keulenartigen Wesen hat sich zusammengerottet. Die größten der sogenannten Mobsters überragen mit bald drei Metern den Besucher und stürzen ihn gleich zum Start der Einzelausstellung im Museum DKM in jene Ungewissheit, die Gereon Krebber so mag und provozieren will. Was ist das? Wie wirkt es? Masse, Ausmaß und die schwarzen Oberflächen lassen die Keulen-Clique bedrohlich erscheinen. Doch gleichzeitig haben die klobig-ungelenken, verbeulten, unvollkommenen Gestalten etwas Amüsantes, fast Sympathisches.
»Es ist stets ein plastisch gewordener Zwiespalt. Etwas Gegenläufiges, was sich dennoch zum Objekt gefügt hat«, sagt Krebber, der gern sehr ausführlich über seine Arbeit redet. 43 Jahre alt ist er, hat bei Tony Cragg und Hubert Kiecol studiert, seit 2012 lehrt er selbst als jüngster Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. In den vergangenen fünf Jahren hat Krebber weltweit 50 Ausstellungen bestückt, zuletzt die Einzelschau im Museum Folkwang in Essen.
Hinzu kommen etliche Arbeiten im öffentlichen Raum. Die jüngste für den Gesundheitscampus NRW in Bochum wurde Ende September eingeweiht, wenige Tage vor der Eröffnung der bisher größten, sieben Räume und 500 Quadratmeter füllenden Werkschau im Duisburger Privatmuseum DKM. Den sonderbaren Titel dafür hat er selbst sinnreich komponiert: Aus »Antagonist«, Gegenspieler, und »Morphologie«, Gestaltlehre, wird »antagomorph«.
Diesen Namen trägt auch ein neuer Katalog, der Krebbers Arbeit der letzten Jahre dokumentiert und etwas hat, das die meisten anderen Kataloge nicht haben: den zwar nicht vollständigen, trotzdem aufschlussreichen Materialindex im Anhang – von A wie Acrylharz über G wie Gelatine bis Z wie Zucker. Krebber hat schon allerhand ausprobiert.
Die finsteren Kerle hinter dem Museums-Eingang verdanken ihr glänzendes Äußeres übrigens schwarzer Folie – dick gewickelt um nicht näher benanntes Füllmaterial. Daneben ist im Ausstellungssaal der Abguss eines Kaugummis an die Wand genagelt.
In der Tat scheint das Experiment mit oft ziemlich ausgefallenen Werkstoffen ein wesentlicher Antrieb für ihn zu sein. In Duisburg hat er eine seiner halb abgefackelten, total verkohlten Holzhütten aufgebaut. Nebenan machen sich Wucherungen aus Unmengen zerknüllter und verwickelter Plastikfolie breit. Wieder anderswo durchmessen zwei massive Quader den Raum wie Mauer und Sockel. Doch statt Beton wurde hier Gewürm aus Polyurethan in eine – allerdings ziemlich instabile – Form gebracht: Flächen brechen, quellen auf. Fast sieht es aus, als wäre das Getier lebendig. Die unbestimmt grün-grau-braun schimmernde Färbung befördert eine leicht Ekel erregende Wirkung.
Mit Blick auf das fiese Geschlängel kann man nur froh sein, dass Krebbers neueste Werkgruppe noch nicht fertig war für die Duisburger Ausstellung. Aktuell widmet er sich Ratten, weidet sie aus, um sie im Ofen zu trocknen und dann künstlerisch weiterzuverarbeiten.
MUSEUM DKM, DUISBURG, BIS 5. MÄRZ 2017, TEL.: 0203/93555470