TEXT: INGO JUKNAT
»Trotz aller Versuche, so unvoreingenommen wie möglich zu sein, erscheint mir das lange ›Nachspiel‹ des Punk bis ’84 musikalisch sehr viel interessanter als das, was 1976/77 passiert war.« Dieses Zitat des englischen Musikchronisten Simon Reynolds könnte als Motto über dem diesjährigen »Week-End« hängen. Das Indoor-Festival versammelt eine Art Allstar-Team des Postpunks in Köln. Reynolds These, dass Pop nie so avangardistisch war wie in den Jahren 1978-84, kann man gleich an mehreren Beispielen überprüfen.
Da wären, allen voran, The Fall. Die Band um den Berufsmisanthropen Mark E. Smith erfüllt so ziemlich jedes Kriterium einer Kultformation: überschaubare, aber extrem loyale Fanbasis, lange Verweildauer, charismatisch-kauziger Bandleader, eigenwilliger, aber nicht völlig abstrakter Sound. Sänger Smith gilt als extrem belesen. Seine Autobiografie »Renegade« gehört mit Sicherheit zu den fünf komischsten Memoiren von Rockmusikern überhaupt. In dem Buch bestätigt Smith die These von Reynolds: »Für mich war Punk ein kurzes Statement. Viele der Protagonisten konnten mit den Nebenwirkungen nicht umgehen. Sie waren wie Armee-Majore mit Granatenschock, hängengeblieben in der Zeit, endlos die gleichen Kriegsschreie wiederholend. Ich wollte Musik mit einer längeren Halbwertzeit.« Das ist ziemlich gut gelungen. The Fall existieren mittlerweile seit 36 Jahren, auch wenn Smith stets die einzige Konstante in wechselnden Besetzungen war.
Kultband Nummer zwei …
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Week-End #3, Köln, Stadthalle Mülheim, 13. und 14. Dezember 2013. www.weekendfest.de