EINE GLOSSE VON ULRICH DEUTER
»Nordrhein-Westfalen / Muss dringend sparen« – das reimt sich nur knirschend. Weswegen das beleibte Doppel-Land und der fastenpredigende Imperativ anhaltend miteinander fremdeln. Doch die Backen der Schuldenbremse, sie nähern sich unaufhaltsam der Landesscheibe, 2020 packen sie sie. Dann muss der Haushalt ausgeglichen sein. Dessen Anteil für Kultur beträgt 0,2 Prozent, der für Personal geringfügig mehr, 43. Daher haben Hannelore Kraft und ihr Finanz-Walter jüngst erste Überlegungen angestellt, ob nicht auch dieses, das Beamtengold also, unter Umständen wenigstens im einstelligen Promillebereich beschnitten werden könnte. Seitdem sieht man völlig verarmte Ministerialräte auf der Bolkerstraße in Düsseldorfs Altstadt mittags die ausgespienen Wurstzipfel von den Papptellern der Imbissstuben klauben, denn die Regierung Kraft hat ihnen die letzte Salärerhöhung verwehrt.
Der Kasten aber kennt noch grausamere Instrumente: Entlassungen. MASSENENTLAS-SUNGEN! Im September hat Kraft ohne Vorwarnung damit begonnen. Entsetzenerregend, dass der erste Hieb sofort die Schwächste traf: die Migrantin. Eiskalt sprach Kraft gegen Integrationsstaatssekretärin Zülfiye Kaykin die betrugsbedingte Kündigung aus. Freund – Feind – Parteifreundin! Beide Damen sind Mitglied (sagt man so?) der SPD. Und die nächste Entlassungswelle rollt: In aller Heimlichkeit bereitet ein An-Institut der Landesregierung bei der TU Dortmund den Rauswurf eines weiteren Staatssekretärs vor: des für Medien, Marc Jan Eumann. Erst muss dessen Doktor weg, dann er selbst. Oder umgekehrt. Jedenfalls, das sind dann schon zwei resp. drei. Wie viele Negerlein bleiben noch? Ein verschüchterter Rest von gerade mal 250.000 NRW-Staatsdienern.
Der Fisch stinkt vom Kopfe, heißt es. Daher wird er auch von dort beginnend filetiert. Wir als Presse sind zur Objektivität verpflichtet, daher müssen auch die Gründe genannt sein, die für eine Selbstauflösung der Regierung sprechen. Es sind alle. SPD wie Grüne sind unsentimentale Parteien, ihr Fahrplan ist energisch: Zunächst, nach der soeben erfolgreich verlorenen Bundestagswahl, wird Hannelore Kraft – eine Schamfrist einhaltend – nach Berlin wechseln. Um dort als Kontermutti die festgefressene Kanzlerin östrogenal zu lockern. Ist man Kraft los, wird daheim der Abbau der Landesregierung zügig voranschreiten. Denn humaner als die Entlassung ist die Selbstentlassung.
Polizei und Feuerwehr machen es vor. Schon seit Monaten pochen beide darauf, dass ihre Arbeit im Grunde überflüssig ist. Mit kleinen Unfällen, Ruhestörung oder häuslicher Gewalt, mit gefährdeten Kleintieren oder Ölspuren auf Straßen wollen sie nichts mehr zu tun haben. Auch die Auseinandersetzung mit Betrügern und Gewalttätern, hört man aus immer mehr Präsidien, ist für Schutzleute nicht mehr zumutbar. Ebenso wenig die mit überfluteten Kellern und in Brand geraten Dachstühlen für die Wehr. Drei Tage lang hatte sich die Polizei sogar von ihrer hoheitlichen Hauptaufgabe zurückgezogen: dem spieltäglichen Einsatz bei Schalke 04. Das hätte sehr viel Geld gespart. Und wer nur still in seinem Büro sitzt, hilft das Übel in der Welt vermindern, sagt Pascal. Vielleicht wird es beim nächsten Versuch was.
Darum müssen jetzt die Grundschullehrer vor und es ablehnen, sich weiterhin mit herumzappelnden Analphabeten abzuplagen. Bleiben noch die Pensionen. Aber auch hier hat Hannelore vorgekocht. Ihr Rezept: Deren Bezahlung erfolgt künftig nach dem Muster der Denkmalförderung: per monatlichem Darlehen an die Ruheständler zum Zinssatz von nur einem Prozent.
Zum Schluss die Frage, die schon die ganze Zeit wie Zugluft durch diese Glosse weht: Warum hier zum wiederholten Male auf Politiker und Beamte eingedroschen wird. Ganz einfach: Weil auf Neger, Schwule, Blondinen, Behinderte und Muselmanen einzuhacken kolossalen Ärger bringt. Und am neuen Papst findet man einfach kein schlechtes Haar.