TEXT: STEFANIE STADEL
Beim Halt am Kölner Südbahnhof hat er das Haus entdeckt. Von den Gleisen oben schaut man direkt auf die 60er-Jahre-Fassade mit der eigenwillig gerahmten Fensterfront. Sofort verguckte sich Alexander Basile – selbst Künstler – in das einst als Kneipe gedachte Ladenlokal. Vor zwei Jahren verlegte er sein Atelier hierher und integrierte eine Off-Galerie. Nicht zuletzt aus Neugier, wie er gesteht: »Mir gefällt es, Kollegen bei der Arbeit zuzuschauen.«
Zuletzt konnte er Sebastian Freytag dort beim Kleben und Pinseln beobachten. Die Lage in Blickkontakt zum Bahnhof ist wie gemacht für dessen Idee eines Werks, das weit über den Raum hinausweist – diesmal bis nach Bonn, wo die Aktion als Teil des diesjährigen Videonale-Parcours läuft.
Freytag nimmt dafür das von Längs- und Querstreben durchzogene Schaufenster der Kölner Galerie zum Ausgangspunkt für ein beinahe konstruktivistisch anmutendes Klebebild. Mit schwarzen Rechteck-Flächen verdeckt er das Glas fast komplett, lässt aber Linien frei – eine Gitterstruktur, durch die bei Dunkelheit das Licht aus dem Ausstellungsraum dringt.
Drinnen im Galerieraum greift Freytag das Thema des öffentlichen Affichierens auf, hängt abgerissene Plakatschichtungen auf und zitiert in feinsäuberlichen Druckbuchstaben gesprühte Schriftzüge, die ihm in einer benachbarten Unterführung begegnet sind.
Für mehr Außenwirkung sorgt eine Plakataktion: Nach dem Vorbild auf dem Fenster hat der 1978 geborene Düsseldorfer dafür Schwarzweiß-Poster gedruckt und geklebt. Nun ist das schlichte Design allenthalben zwischen Bonn und Köln zu entdecken. Gleich einer geheimen Insider-Botschaft an Wänden, Säulen, unter finsteren Eisenbahnbrücken – wenn man sich Mühe gibt, es zu finden.
Bis 28. März 2013, SSZ Sued. Otto-Fischer-Str. 5, Köln. Tel.: 0221/2989 4484. www.ssz-sued.de + www.videonale.org