TEXT: GUIDO FISCHER
An die konzertante Feuertaufe ihres Orchesters können sich die Gründungsmitglieder noch lebhaft erinnern, wenngleich Petra Müllejans und Gottfried von der Goltz dabei leichtes Schaudern überkommt. Zwei Jahre hatte man intensiv darauf hingearbeitet. Doch was das Publikum am 8. November 1987 schließlich vom blutjungen Freiburger Barockorchester zu hören bekam, muss ziemlich schrecklich geklungen haben. Überkorrekt, Note für Note, hatte es auf alten Instrumenten die Partituren von Corelli, Lully und Telemann so lange durchbuchstabiert, bis die Musik gewissermaßen zwischen den Fingern zerbröselt war.
Ein Vierteljahrhundert nach dem stotternden Start hat sich alles zum Guten gewendet. Klang- und Intonationskultur sitzen makellos. Aus dem Musikstudenten-Kollektiv, das sich aufs gefährliche Terrain der historischen Aufführungspraxis gewagt hatte, ist das FBO – mithin ein preisgekröntes, vielfach einsetzbares Profi-Ensemble geworden. Mit der Mezzo-Goldkehle Cecilia Bartoli ist es eifrig auf Barockarien-Schatzsuche gegangen. Mit Hammerflügel-Experten wie Andreas Staier und Kristian Bezuidenhout wurden Klavierkonzerte von Mozart und Beethoven durchgeputzt. Selbst in die Neue Musik-Szene stecken die Musiker wissbegierig ihre Nase. So lud das FBO für die Konzertreihe »About Baroque« Komponistenprominenz wie Rebecca Saunders ein, mit dem Klang etwa von Darmsaiten zu experimentieren.
Solche Entdeckungsreisen sind es, die das FBO von vielen anderen Alte Musik-Ensembles abhebt. »Wir sind kein Repertoire-Orchester, sondern ein Projektorchester«, sagt Gottfried von der Goltz. Diese Ausrichtung wurde trotz seiner ungewöhnlichen Organisationsstruktur zum Erfolgsrezept des FBO. Obwohl die Geiger Müllejans und von der Goltz inzwischen zu künstlerischen Leitern aufgestiegen sind, herrscht noch der basisdemokratische Geist der frühen Jahre. Als Mitglieder einer 1990 gegründeten Gesellschaft bürgerlichen Rechts bestimmen die derzeit 26 festen Musiker gemeinschaftlich, wohin die künstlerischen Unternehmungen, auf CD und live, gehen. Eigenverantwortlich kümmert man sich zudem um die wirtschaftlichen Belange. Zwar spielt das FBO mit seinen jährlich an die 100 Konzerten vier Fünftel seines Etats ein. Mit 200 Euro pro Arbeitstag hält sich das Einkommen dabei für jeden Einzelnen in Grenzen.
Umso einträglicher erwies sich gerade eine En suite-Aufführungsreihe am Theater an der Wien. Unter Leitung des Alte Musik-Dirigenten und FBO-Bewunderers René Jacobs spielten sie Georg Friedrich Händels Oper »Radamisto« in der Regie von Vincent Boussard. Außerdem gab es zwischendurch eine konzertante Aufführung von Händels erstem, 1707 in Rom entstandenen Oratorium »Il trionfo del tempo e del disinganno«. Mit dieser weltlich prallen, von orchestraler Brillanz bis zu vokal zärtlichen Handküssen reichenden Musik gastiert das komplette Team nun in der Kölner Philharmonie. Im Rahmen seiner Jubiläumssaison wird das FBO hier erneut im April zu hören sein. Für das wohl außergewöhnlichste Konzert anlässlich des 25. Geburtstags müsste der Besucher sich jedoch im Juni in den Schwarzwald aufmachen, in das nahe Freiburg gelegene Städtchen Lahr. Dort wird das FBO exakt jenes Programm spielen, mit dem am gleichen Ort damals alles begann. Aber jetzt werden Corelli & Co. sitzen wie eine Eins.
15. Februar 2013, Philharmonie Köln, 20 Uhr, www.koelner-philharmonie.de