TEXT: SASCHA WESTPHAL
Am Ende steht das große Nichts. Eine Explosion löscht in »Einige Nachrichten an das All«, Kay Voges’ filmischer Annäherung an »das unmögliche Theater« des Wolfram Lotz, scheinbar alles aus. Doch etwas ist übrig geblieben: die winzige Guckkastenbühne, in der die Beckett-Wiedergänger Lum und Purl im Film auf einem See dahin trieben. Sie steht nun im Studio des Dortmunder Schauspielhauses. Wieder und wieder erklingen die gleichen Sätze, fortwährend wiederholt sich die gleiche Situation. Ein Diener will seinen Herrn verlassen, geht schweren Schrittes durch den Raum um ihn herum und öffnet die einzige Tür. Doch die Welt der beiden, die bei Beckett noch Hamm und Clov hießen, sich in Voges’ »Endspiel« aber Purl und Lum nennen, ist zu diesem engen schwarzen Kasten geschrumpft. In ihm sind sie gefangen in einer Endlosschleife.
Das Theater hat die clownesken Sinnsucher wieder, die sich selbst im Nichts noch einen Rest Bedeutung erspielen wollen. Nur wirken sie dort noch verlorener als auf der Leinwand. Der Funken Hoffnung, der bei Lotz noch trotzig glimmt, ist bei Beckett erloschen. Der Umweg über die »Nachrichten an das All« hat den Regie-Blick auf das »Endspiel« als endloses Spiel geschärft. Frank Genser und Uwe Schmieder, die älter und auch rabiater als im Film wirken, geben sich der komischen Verzweiflung und verzweifelten Komik des Stücks hin. Die Inszenierung loopt einzelne Szenen und Sätze. Die Wiederholungen ergeben einen unerbittlichen Rhythmus und eröffnen eine eigene Poesie. Alles steht brutal still, die Zeit und das Leben. So bleibt den Figuren nur die Erschöpfung. Sie reiben sich auf. Aber mit der um sich greifenden Müdigkeit scheint auch eine ungewohnte Zärtlichkeit auf, die aus Lotz’ Stück herüberstrahlt. Als Lum und Purl sind Clov und Hamm nicht nur Diener und Herr, sondern auch ein Liebespaar, das der Welt wie dem Nichts Widerstand leistet.