TEXT: STEFANIE STADEL
Die Gemeinsamkeiten nehmen kein Ende. Im September erst waren die rheinischen Galerien mit einem kollektiven Vernissage-Wochenende aus der Sommerruhe erwacht. Nun geht es solidarisch weiter durch den Herbst – eine Nummer kleiner, jünger und rein kölnisch. Mit den Cologne Contemporaries, die am 3. und 4. November ein Dutzend Ausstellungen eröffnen.
Losgelegt wird am Samstagmittag. Zum Beispiel bei Drei – die Galerie hat jeden ihrer drei Räume für eine jüngere Künstlerin reserviert. Eine davon ist Rowena Harris. Die Motive ihrer neuesten Arbeiten hat sich die 1985 geborene Britin im Internet gesucht. Es sind Gliedmaßen, die sie – digital verfremdet und großformatig ausgedruckt – im Erdgeschoss der Galerie unter die Decke hängt. Dazu gesellen sich eigenartige Skulpturen. Bei genauerem Hinsehen wird klar: Harris hat dafür schlicht zwei Oberhemden einbetoniert.
Auch Marion Scharmann holt sich für die kommenden Wochen eine Kleingruppe in die Galerie: Vier Künstler, die alle irgendwie mit Malerei zu tun haben. Henriette Grahnert (Jg. 1977) etwa stöbert in der Kunstgeschichte, bedient sich hier und dort. Zuweilen kombiniert sie die diversen Strömungen in ein und demselben Werk. Streng Geometrisches kann da auf Tropfen und Schlieren treffen, die an Abstrakten Expressionismus erinnern.
Einen einzigen Künstler, dafür aber allerlei Gattungen und Materialien bringt die Galerie Teapot in ihrer Ausstellung unter. Tjorg Douglas Beer installiert, collagiert, zeichnet, malt. Dabei interessiert den 1973 geborenen Künstler weniger die Kunstgeschichte, als vielmehr die Welt, die ihn umgibt. Er reflektiert sie in mutierten Wesen wie dem »Future Chicken« oder mit Skulpturen, in denen er zum Beispiel kindliche Schaufensterpuppen recycelt.
Weniger um Politik oder Gesellschaft und viel mehr um das Medium der Malerei an sich dreht sich Markus Golz (Jg. 1979) in seinem Werk und benutzt dafür ziemlich abwegige Materialien: Senf, Panade, Kaugummi, Klebeband… Kostproben seiner neuesten Produktion präsentiert die Galerie Warhus Rittershaus – darunter eine goldgelbe Wandarbeit. Sie sieht nicht nur aus wie eine riesige Scheibe Gouda, sie könnte auch so riechen. Denn Golz hat tatsächliche Käse verarbeitet.
Ein wenig aus dem Rahmen des überwiegend jüngeren Aufgebots der Cologne Contemporaries fällt Nathalie du Pasquier – mit 55 Jahren und einer bedeutsamen künstlerischen Vergangenheit als Gründungsmitglied der postmodernen Designgruppe Memphis. 1987 machte sie Schluss mit dem Designer-Dasein. Seither konstruiert du Pasquier aus Holz und Alltags-Gegenständen Stillleben und macht sie zum Ausgangspunkt von monochromen Gemälden. Zum ersten deutschen Einzelauftritt holt nun Charlotte Desaga die Künstlerin aus Mailand mit aktuellen Malereien, Objekten und Zeichnungen in ihre Galerie. Neuerdings sitzt sie übrigens nicht mehr allein im Hinterhof. Desaga ist umgezogen ins Kölner Galerienhaus an der Schanz. Unter ein Dach mit einer Handvoll Kollegen: Die Gemeinsamkeiten nehmen eben kein Ende.
Cologne Contemporaries: Eröffnungs-Wochenende; 2. bis 4. November 2012. Die Ausstellungen haben danach unterschiedliche Laufzeiten. www.cc-nkg.com