TEXT: STEFANIE STADEL
Verklumpt, zerklüftet, zusammengehauen, aneinandergeklatscht. Was Benjamin Houlihan da bei Rehbein in Köln angerichtet hat, sieht ziemlich ungestüm, dabei vielleicht auch irgendwie elegant aus. Knallbunte, mannshohe Abstraktionen aus Dichtungsschaum, die kaum etwas gemein zu haben scheinen mit dem bisherigen Werk des 36-jährigen Bildhauers, der 2007 sein Studium als Meisterschüler von Georg Herold an der Düsseldorfer Akademie abgeschlossen hat.
Im Jahr darauf schon feierte Houlihan seine erste Galerieausstellung bei Rehbein und präsentierte dort Arbeiten, die noch komplett anders anmuteten als die jetzigen. Mit Effektlack überzogene Skulpturen waren das, die in geradliniger Geometrie dem schräg durchs Fenster auf den Fußboden fallenden Licht plastische Gestalt gaben – ganz exakt. Und nun dieses Chaos.
Doch hängen die Dinge enger zusammen, als man es auf den ersten Blick glauben mag. Denn immer wieder sind es beiläufige Beobachtungen, unscheinbare Fundstücke, die Houlihan künstlerisch ummünzt, indem er sie isoliert, in neuer Perspektive, fremdem Material, ungewöhnlichem Maß gestaltet. Sei es ein Lichtstrahl, ein Plastikverschluss, die Badezimmerwand samt Waschbecken. Insofern ist Houlihan wohl weniger ein aktiver Schöpfer als vielmehr ein findiger Beobachter.
Im Falle der wüsten Montagen, die seine aktuelle Ausstellung bestücken, bot allerlei Atelier-Abfall den Anlass. Ein Hund hatte sich das umherliegende Zeug geschnappt, es angekaut oder gleich ganz zerbissen. Erst durch diese Verformung und Zerstörung wurde es für den Künstler interessant – auch wenn für uns weder Vierbeiner noch Müll zu erahnen sind in den schaumig wuchernden Schöpfungen zwischen Komposition und Zufall.
Schon einmal war Houlihan mit Dichtungsschaum hervorgetreten. 2010 konnte er anlässlich der Großausstellung »Der Westen leuchtet« einen ganzen Raum im Bonner Kunstmuseum bespielen. Neben anderen Skulpturen zeigte er dort seine monumentale Figur »Noah«, die nach der Schau in die Sammlung des Hauses aufgenommen wurde. Mit seiner schneeweißen Farbe und den sorgsam geglätteten Oberflächen wirkt »Noah« allerdings deutlich zahmer als Houlihans Arbeiten jetzt bei Rehbein. Es sind eben echte Neuigkeiten.
Einen Vorwurf wird man Houlihan gewiss nicht machen können, wie im Blick über das erst kurze Schaffen klar wird: Anders als manch ein, vor allem jüngerer, Künstler, scheint er kaum bestrebt, sich mit knackigem Markenzeichen und hohem Wiedererkennungsfaktor einen Platz auf dem engen Kunstmarkt zu sichern.
Bis 22. November, Thomas Rehbein Galerie, Aachener Straße 5, Köln.. www.rehbein-galerie.de