Seit Käthe Kollwitz’ Tagen (1867–1945) hat sich der Begriff der Zeichnung dramatisch verändert. Die Zeichnung ist selbstständig geworden, sie dient nicht mehr nur als Vorarbeit zu einem Gemälde, einer Skulptur – oder einer Grafik wie für Kollwitz, der Namensgeberin des kleinen Kölner Museums, das derzeit einen schönen Überblick über das ganze Medium Zeichnung präsentiert.Käthe Kollwitz war selbst eine geniale Zeichnerin. Und immer noch gilt die Zeichnung als das direkteste künstlerische Ausdrucksmittel. Für Künstler wie Arnulf Rainer und Walter Stöhrer entspringt sie einer heftigen inneren Erregung, die sich in wirren, bisweilen aggressiven Linienbündeln aufs Papier entlädt. Für andere gibt ein Gedanke, eine Idee, etwas flüchtig Gesehenes oder Erinnertes den Impuls zum Zeichnen; ein Zwiegespräch, das in eine ästhetische Form gerinnt. Künstler zeichnen bis heute mit Bleistift oder Tusche, sie collagieren Ausschnitte aus Zeitschriften, Hermann Pitz sägte das »Oldenburger Land« aus einem Stück Pappe, sie benutzen Texte, handgeschrieben, gedruckt, spontan oder präzise konzipiert – das Spektrum reicht bis zu Lichtzeichnung und Fotografie.Die Ausstellung »aus/gezeichnet/zeichnen« ist ein stilles Fest für die Augen. Werke internationaler Größen wie Eduardo Chillida, Joseph Beuys, Tony Cragg, Emil Schumacher, Günther Uecker, Bridget Riley, Rosemarie Trockel, Rebecca Horn, Christina Kubisch sind dabei, auch Blätter von Bruno Goller und André Thomkins, die man gerne öfter sehen würde. Zu entdecken sind Zeichner der ehemaligen DDR, unter anderen Carlfriedrich Claus. Alle der über 60 versammelten Künstler sind Mitglieder der Akademie der Künste Berlin. Ihre Werke sind eine Gratulation an das Kölner Museum zum 25. Geburtstag – und eine Hommage an Käthe Kollwitz, die 1919 als erste Frau Mitglied der Akademie wurde. | DBR
Bis 9. Mai 2010. Tel.: 0221/227-2899. www.kollwitz.de