// Auf der Bühne: Trockeneisnebel. Eine britische Fahne wölbt sich zum Königsmantel, darüber leuchtet neonfarben eine Krone. Die Show kann beginnen: Unter dem Mantel kriecht die Kompanie des Aalto Theaters hervor und tanzt zu »God Save the Queen« eine ungeschmeidige Mischung aus Jazz und Spitzentanz. Essens neuer Ballettchef Ben Van Cauwenbergh versteht sich auf Entertainment. Schon der Chansonabend »La Vie en Rose«, mit dem der Belgier sich zu Spielzeitbeginn vorstellte, legte diese Vermutung nahe. In seiner Hommage an die Rockband Queen reiht er nun Song an Song, Szene an Szene zur gefälligen Revue. Handlung? Fehlanzeige. Allenfalls biografische Andeutungen gibt es, die Freddie Mercurys Homosexualität und seinen Aids-Tod mit nur 46 Jahren 1991 thematisieren. Von vier quadratischen Pop-Art-Tafeln lächeln die Bandmitglieder. Der Star des Abends sind die Hits. Während im Hintergrund Konzertmitschnitte flimmern, liefert Van Cauwenbergh Illustrationen: Zum Rockabilly-Song »Crazy Little Thing Called Love« rollt ein Paar auf einer Vespa herein. Das Ensemble swingt. Zu »Bohemian Rhapsody« tanzen zwei Männer in Weiß und dann einer der beiden mit einer Frau (»Mamaaa, just killed a man«). Zum Video »Freddie Live at Wembley« posiert Wataru Shimizu als Parodie der britischen Rocklegende hilflos grinsend.
Das wunderbare Ensemble, das Van Cauwen-berghs Vorgänger Martin Puttke während dreizehn Jahren aufgebaut hat, in einem Tanzstück zu erleben, das der guten alten Samstagabend-Unterhaltungsshow Konkurrenz macht, tut weh. Doch mit seiner Virtuosität, Eleganz und Technik verleiht es selbst einfallslosesten Sequenzen Glanz. Ben Van Cauwenberghs süffige Ausrichtung scheint zu garantieren, was das baldige Kulturhauptstadt-Haus angesichts der angespannten Finanzlage braucht: Auslastung. Bei alledem soll-te man aber nicht vergessen: Das Aalto Ballett hat einen Ruf zu verlieren – es zählt(e) zu den Spitzengruppen im Land. // TROUW